Delegiertentagung der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein im Servicehaus Handwerk
Klare Worte fand Alexander Baden, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, im Rahmen der jetzigen Delegiertentagung der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein: „Wir hätten die Meisterpflicht gerne wieder zurück. Es ist politisch wenig sinnvoll, den Wegfall beizubehalten.“ Knapp sechzig Obermeister hatten sich auf Einladung von Vors. Kreishandwerksmeister Detlef Börner und KH-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Gaschler im Servicehaus Handwerk eingefunden.
„Das Handwerk im Blickpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung“ war das Thema des Vortrages von Alexander Baden. Der Tenor: Dem Handwerk geht es gut, „ein Handwerker kann nicht nur glücklich, sondern auch wohlhabend werden“. Eine Tatsache, die der Öffentlichkeit angesichts des anhaltenden Akademisierungstrends zu wenig bewusst sei. „Wir haben die geringsten Lehrlingszahlen seit 30 Jahren“, so Börner. Bezüglich der Themen Fachkräftemangel und Meisterpflicht bestehe nach wie vor dringender Handlungsbedarf.
Wenn der Wegfall der Meisterpflicht bestehen bleibe, werde in den Berufen nicht mehr ausgebildet, bekräftigte auch Baden. Dass den meisten Menschen nach wie vor deutlich sei, wie wichtig eine qualitativ wertvolle Ausbildung ist, zeige auch die Tatsache, dass die beste Absolventin der Meisterprüfungen 2015 eine Fliesenlegerin sei. Mit 650 Absolventen bestätige der Meisterjahrgang 2015, dass der Erwerb des Meisterbriefes als Gütesiegel handwerklicher Leistung nach wie vor voll im Trend liege.
Weiter wurde angesprochen, dass der rheinland-pfälzische Koalitionsvertrag offenbar vorsehe, die Meisterprüfung kostenfrei zu gestalten: „Das wäre ein Meilenstein in der Wertschätzung handwerklicher Wirtschaftskraft“, so Börner.
Einen zweiten Vortrag „Aus der Arbeit der Kreisverwaltung – gelebte Wirtschaftsförderung“ hielt Landrat Dr. Alexander Saftig. Er appellierte an seine Zuhörer, mit der Kreisverwaltung in den Dialog zu kommen: „Wir brauchen Ihre Rückmeldung.“ Wo werden Gewerbeflächen gebraucht, wo sollen neue Flächen ausgewiesen werden? Hier möchte die Verwaltung gemeinsam mit den Handwerkern arbeiten. Dabei verschwieg der Landrat nicht, dass die Änderung des Bebauungsplans, insbesondere an Ortsrandlagen, bisweilen längere Zeit in Anspruch nehmen könne, gelte es doch, zuvor zahlreiche Vorschriften zu beachten und abzuarbeiten.
Ein Grußwort sprach Professor Dr. Jörg Loth von der IKK Südwest. Die Regionen stärken und die Verbindung zum Handwerk herstellen, das seien die beiden Zielpunkte der Kasse. Dabei sei ihm persönlich das betriebliche Gesundheitsmanagement ein Herzensanliegen. Sein Credo: Wenn schon im Betrieb vorgesorgt wird, kann die Entstehung von Krankheiten bereits im Keim erstickt werden. Das Engagement lohne sich entgegen aller Vorurteile hier auch für kleine Betriebe.
Auch das große Thema Flüchtlinge kam auf der Tagung mehrfach zur Sprache. Detlef Börner zeigte sich erfreut, dass „eine ganze Menge von Betrieben“ reagiert habe und nunmehr versuche, Flüchtlinge zu integrieren. Auch Alexander Baden fand lobende Worte. Viele Flüchtlinge seien hoch motiviert und wollten etwas erreichen, aber natürlich befänden sie sich aufgrund der Zustände in den Herkunftsländern ausbildungstechnisch „auf einem völlig anderen Niveau als wir in unserer hoch technisierten Welt“. Hier sei eine realistische Sicht der Dinge gefragt: Es sei in den meisten Fällen von mindestens fünf Jahren Ausbildung auszugehen, bis erste Gesellenprüfungen abgelegt werden können.
Schließlich gab es die Ehrennadel der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kreishandwerkerschaften für besonders verdiente Mitglieder der Innungen. Drei Herren wurden in diesem Jahr auf diese Weise für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement gelobt: Klavierbauermeister Siegfried Thilemann, Kraftfahrzeugmechanikermeister Mark Scherhag und Installateur- und Heizungsbauermeister Friedhelm Schmitz.
|