Präsident Werner Wittlich ging in seiner Rede auf das Gründungsjahr 1888 als „Drei-Kaiser-Jahr“ ein. 1888 wurde die Rezeptur von Coca-Cola geschützt und der Eifelturm von Paris befand sich im Bau. Handwerk ist, so Präsident Wittlich, tatsächlich die „Wirtschaftsmacht von nebenan“. und übernimmt einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Das innere Gefüge unseres Lebens funktioniert ohne Handwerk nicht. Handwerk, das ist Beschäftigung und Ausbildung in der Fläche in über 130 Berufen. Besonders erfolgreich ist das Handwerk in der dualen Ausbildung. Das zeigt sich im europäischen Vergleich und auch das Interesse der Nachbarländer, wie beispielsweise Spanien an der deutschen Berufsausbildung.
In seiner Festansprache ging Kreishandwerksmeister Detlef Börner auf die grundlegende Charakteristik des Handwerks ein. Das Handwerk leistet einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft. In der gemeinsamen Organisation der Innungen sind 1800 Meisterbetriebe mit 11800 Gesellen und 2200 Lehrlingen organisiert. Strukturiert in 42 Handwerksinnungen leisten hier 340 Ehrenamtsträger einen wichtigen Beitrag. Börner dankte allen anwesenden Ehrenamtsträgern für ihre langjährige Tätigkeit im Sinne des Handwerks und seiner Organisation.
Die Zeiten vor 125 Jahren waren durch eine Industrialisierung geprägt, die vom Handwerk eine grundlegende Erneuerung erforderte. Eine wichtige Hilfestellung war die neue Gewerbegesetzgebung 1881, die es erlaubte in den Folgejahren Innungen zu reorganisieren. 1888 waren bereits 14 Innungen gegründet, die dann mit Hilfe eines Komitees den Innungsausschuss ins Leben riefen. Erster Vorsitzender wurde Bäckermeister Hartmann Grisar. 1894 folgte die Geburtsstunde der Innungskrankenkasse und 1897 die wichtige Berufsschulpflicht, die es ermöglichte, eine qualifizierte Ausbildung umzusetzen. Im Jahr 1900 wurde dann die übergreifende Organisation der Handwerkskammer gegründet. Allmählich stiegen auch die Mitgliederzahlen und die gemeinsame Organisation konnte in den folgenden Jahren gefestigt werden.
In der Zeit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden auch die Innungen gleichgeschaltet und verloren letztlich ihre Selbstverwaltungsrechte. Nach dem Krieg erfolgte 1945 die Bestellung der Kreishandwerksmeister und Obermeister durch die Besatzungsmacht. Ein Jahr später wurde die erste Geschäftsstelle in der Handwerkskammer eröffnet. In den Folgejahren kamen Lebensfreude und Geselligkeit wieder auf und bereits 1949 wurden zunächst ein Ball des Handwerks und dann auch eine Altmeisterfeier durchgeführt. Die Innungskrankenkasse wurde wieder errichtet und die Lehrwerkstätten aufgebaut und in Dienst genommen.
Eine entscheidende Phase waren die Jahre 1970 und 1971 als die Kreishandwerkerschaft mit Cochem-Zell, dem Altkreis St. Goar und Mayen fusionierte zu der großen Kreishandwerkerschaft Mittelrhein. In 80 Innungen waren damals 4270 Betriebe organisiert. Nach Leo Ponsens folgte 1976 Karl-Heinz Scherhag als Kreishandwerksmeister und der Neubau des Servicehauses Handwerk in der Hoevelstraße. Das Servicehaus Handwerk wurde deutlich ausgebaut und nahm eine Reihe von Fachverbänden mit auf. Von 1979 an wurden die Geschicke der Kreishandwerkerschaft durch Karlheinz Gaschler mitbestimmt. 1980 folgten die Gründung der Versorgungswerke des mittelrheinischen Handwerks und 3 Jahre später die Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft der Kreishandwerkerschaften. Unter Kreishand-werksmeister Berni Oster wurde 1992 das Servicehaus Handwerk auf 1900 m2 Bürofläche erweitert. 1994 folgte die Handwerksfördergesellschaft und 1996 die Geschäfts-stellengemeinschaft mit dem Rhein-Lahn-Kreis. Der Fleischerfachverband trat der Geschäftsstellengemeinschaft 1997 bei. Ein Jahr später folgte der Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Rheinland-Pfalz. Zu den damaligen Aktivitäten gehörte die Einführung des Internets, der Strompool Handwerk und später auch die Einführung des Gas-Pools.
1999 übernahm Detlef Börner den Vorsitz der Kreishandwerkerschaft. 2006 wurde die Geschäftsstellengemein-schaft mit dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Kreis Ahrweiler erweitert. wobei in allen 3 Kreishandwerkerschaften 2500 Mitgliedsbetriebe betreut werden. Als besondere Aktivitäten hob Börner die Bundesgartenschau in Koblenz, an der sich besonders auch das Handwerk beteiligte, 2011 hervor. 2013 folgte die Bundestagung der Arbeits-gemeinschaften der Kreishandwerkerschaften, die von überregionaler Bedeutung war.
Im Anschluss an die Festrede gab Fotografenmeister Michael Jordan einen hinreißenden Fotovortrag mit interessanten Aspekten aus 125 Jahren Kreishandwerkerschaft. Hierbei verglich er kulturelle Veränderungen in den Veranstaltungen und Ritualen bei Versammlungen und Freisprechungsfeiern. Der Vortrag fand breiten Anklang.
Unter der Leitung von Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung, fand im Anschluss die Talkrunde Handwerk und Politik statt. Auf der Bühne konnte neben Kreishandwerksmeister Detlef Börner, Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein sowie Landrat Dr. Alexander Saftig, Kreisbeigeordneter Hans-Jürgen Sehn (Cochem-Zell) sowie Christoph Hansen (Präsident des Fachverbandes Elektro Rheinland-Pfalz) und Alexander Baden (Hauptgeschäftsführer der HWK Koblenz) begrüßt werden. Aktuelle Fragen aus dem Handwerk, insbesondere auch zum Thema Ausbildung und wirtschaftliche Entwicklung im Sektor Handwerk, waren Themen. So verdeutlichte Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein, dass die Stadt Koblenz Träger der Berufsbildenden Schulen und damit wichtiger Partner für das Handwerk ist. Dr. Saftig ging für den Kreis Mayen-Koblenz auf die energetische Sanierung insbesondere im Gebäudebestand ein. Kreisbeigeordneter Hans-Jürgen Sehn betonte die wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks im Kreis Cochem-Zell. Die Handwerksvertreter und Hauptgeschäftsführer Alexander Baden von der Handwerkskammer zeigten die zukünftigen Wirkungen des demografischen Wandels auf. |